Persönlichkeiten von schwulem Interesse
Freddy Mercury
Helmut
Heute habe ich mir mal wieder eine Persönlichkeit aus dem
Showgeschäft für den Mann des Monats ausgesucht. Persönlichkeit
und Showgeschäft, vielleicht die prägenden Begriffe für das
Leben von Farrokh Bulsara, etwas besser bekannt als Freddy Mercury. Freddy
dominierte mit seiner exzentrische Art das Image der Popgruppe Queen. So
dürfte etwa eine der ersten Erinnerungen beim Stichwort Queen das
berühmte Video zu "I want to break free" sein, in dem Freddy mit
Fummel und Staubsauger auftritt. Freddy arbeitete auch praktisch bis zum
letzten Atemzug am letzten Queen Album. Er führte auch ein sehr
ausschweifendes und öffentliches Leben. Aber eins nach dem anderen.
Freddie Mercury wurde am 5. September 1946 in Sansibar als Farrokh Bulsara
geboren. Einige Zeit lebte er in Indien und Arabien, bevor er schließlich
mit seinen Eltern nach Großbritannien übersiedelte. Eine Karriere im
Showgeschäft war gewissermaßen vorgezeichnet. Seine Schulnoten waren
miserabel, mit Ausnahme der Kunstnote. Entsprechend studiert er dann auch
Kunst, und zwar in London. Dort trifft er auf Brian May und Roger Tayler, in
deren Band er 1970 einstieg. Die Band nannte sich dabei von Smile um in Queen,
und Freddy Bulsara nannte sich fortan Freddy Mercury. Die Band war damals bei
Mercury Records unter Vertrag, vielleicht kommt daher der Name.
1973 gab es das erste Album Queen, 1974 kamen dann Queen II und, mit Killer
Queen auf Sheer Hart Attack, der Durchbruch. 1975 schrieb Queen ein bisschen
Musikgeschichte mit der Veröffentlichung von Bohemian Rhapsodie. Mit 5
Minuten und 55 Sekunden hat das Lied eine äußerst ungewöhnliche
Länge, besonders für eine Single. Außerdem war das Album auch
eine der bis dahin teuersten Produktionen überhaupt. Trotzdem wurde es ein
Riesenerfolg. Es folgten zahlreiche weitere Platten und Hits wie Radio Gaga, We
are the champions oder Barcelona, das Duett von Freddy Mercury mit Montserrat
Caballe. Insgesamt gab es rund 20 Queen-Alben.
Anders als viele andere schwule Künstler verheimlichte Freddy Mercury
seine sexuellen Vorlieben nicht, er zelebrierte sie richtiggehend. Nicht nur im
Video zu "I want to break free" kokettiert Mercury mit schwulen
Klischees wie Fummel, Leder, Macho oder Diven-Gehabe. Das wurde quasi zu seinem
Markenzeichen, und auch zum Markenzeichen von Queen. Freddie geniest das Leben
in vollen Zügen. Angeblich waren Alkohol und Kokain seine täglichen
Begleiter und sein schlimmster Albtraum soll es gewesen sein, in ein leeres
Schlafzimmer zu kommen. Entsprechend wird er zitiert mit "Ich hatte eine
Menge Liebhaber - Männer und Frauen." Er soll aber sechs Jahre lang
mit einer Frau zusammengelebt haben und am Ende seines Lebens längere Zeit
mit einem Mann zusammengewesen sein. Man findet widersprüchliche Aussagen
darüber ob Freddie Mercury nun Homosexuell oder Bisexuell war. Eins ist
aber unzweifelhaft klar: Heterosexuell war er nicht. Und wo er sich dann im
Graubereich der sexuellen Orientierung genau eingeordnet hat, ist ja auch nicht
ganz so wichtig.
Wie viel von dem wilden Leben echt ist, und wie viel davon dem Freddy
Mercury Image zuzurechnen ist, kann ich nicht sagen. Freddy Mercury scheint
aber auf jeden Fall kein Kind von Traurigkeit gewesen zu sein.
Während er die spektakuläre Seite seines Lebens freimütig zur
Schau stellte, verheimlichte er die Schattenseite: seine HIV-Infektion. Am 23
November 1991 gab Freddie Mercury offiziell bekannt, daß er AIDS hat. Nur
einen Tag später, am 24 November 1992, starb Freddie Mercury in seiner
Londoner Wohnung im Kreis der Familie. Die Nachricht traf auf eine vollkommen
überraschte Öffentlichkeit. In manchen Medien war die Nachricht von
seiner HIV-Infektion noch gar nicht angekommen, als schon die Nachricht von
seinem Tod zu melden war. Entsprechend überrascht zeigte sich die
Öffentlichkeit, die Freddie Mercury nur kurze Zeit vorher als
erfolgreichen und energiegeladenen Künstler mit seinem Hit Barcelona im
Umfeld der Olympischen Spiele eben in Barcelona erlebt hatte.
Sein letzter Hit hieß "The show must go on". Und
zunächst ging die Show für Queen weiter. Im Dezember 1991 war Queen
mit 10 Alben in den britischen Top 100 Charts. Darunter auch ein Re-Release von
Bohemian Rhapsodie und These are the days of our lives auf einer Single. Die
Erlöse aus dem Verkauf dieser CD allein erbrachten über ein Million
Pfund für den Terence Higgins Trust to continue the fight against
AIDS. 1992 wurde dann Freddies eigener Anti-AIDS Organisation gegründet,
The Mercury Phoenix Trust. Sie war auch der Nutznießer des großen
Gedenkkonzerts im Wembley Stadion. Die über 72000 Eintrittskarten für
das Konzert waren nach nur 6 Stunden ausverkauft, und das obwohl gar nicht
bekannt war, wer außer der Restgruppe von Queen noch so alles auftreten
wird.
Die Kartenkäufer dürften zufrieden gewesen sein. Neben Queen
traten Stars wie George Michael, Annie Lennox und David Bowie auf. Das Konzert
wurde zu einem der größten Rockkonzerte des Jahrzehnts, das auch
weltweit im Fernsehen übertragen wurde.
Auch Posthum gab es noch neue Titel von Freddy. 1992 wurde die Single
"In My Defence" veröffentlicht. 1993 folgte "The Great
Pretender" und "Living on my own". Queen versuchte es auch ohne
Freddy, mit dem Minialbum Five Alive, zusammen mit George Michael und Lisa
Stansfield. Und 6.11.1995 das Album "Made in Heaven". Das Album wurde
noch zusammen mit Freddy im April 1992 begonnen und auf Freddis Wunsch erst
Jahre nach seinem Tod veröffentlicht. Auch Made in Heaven war ein sehr
erfolgreiches Album. Insgesamt aber wurde es ruhig um Queen. Brian May soll
gesagt haben: "Ohne Freddie kann es uns nicht mehr geben" Die
Bandmitglieder von Queen probieren sich in Solokarrieren oder in neuen Bands,
die Wiederbelebung von Queen geistert zwar immer wieder durch die Medien. So
auch vor kurzem wieder, dieses mal mit Robbie Williams als Leadsänger. Es
scheint aber, als seien die Fußstapfen von Freddie Mercury zu groß
für einen Nachfolger.
Viele der Erlöse aus den Veröffentlichungen Queens seit dem Tode
Freddies gingen an wohltätige Anti-AIDS Organisationen. Insgesamt ist
dabei eine beachtliche Summe zusammengekommen. Die Gesamtsumme kenne ich nicht,
aber es gibt allein in den USA und Großbritannien mehrer Organisationen,
die jeweils einzeln mehrere Millionen Mark erhalten haben.
1996 wurde in Montreux, dem letzten Wohnsitz von Freddy Mercury, eine Statue
zu seinen Ehren errichtet. London hat zuvor die Aufstellung der Statue
abgelehnt.