Persönlichkeiten von schwulem Interesse
Die Familie Mann
Helmut
Als Mann des Monats gibt es heute gleich vier Manns. Thomas Mann,
Golo Mann, Klaus Mann und Erika Mann. Eine Familie - vier
gleichgeschlichtlich Liebende. Und vier verschiedene Arten, die eigene
Homosexualität auszuleben. Thomas Mann, geboren 1875 in Lübeck,
unterdrückte ein Leben lang seine homosexuellen Neigungen. Er
betrachtete sie als Schwäche und Krankheit. Seine Antwort war
Selbstzucht und Triebunterdrückung. So heiratete er auch 1905. Mit
seiner Frau Katie hatte er insgesamt 6 Kinder, von denen Erika, Klaus
und Golo die drei ältesten sind. Seine posthum veröffentliche
Tagebücher zeigen aber klar, daß Thomas Mann sich vor allen zu
jungen Männern hingezogen fühlte. Dies spiegelt sich auch in dem
Werk des Literaturnobelpreisträgers wider. Ganz besonders in "Tod
in Venedig", aber auch in vielen anderen seiner Erzählungen und
Romane kann man homoerotische Tendenzen finden. In seinen
Tagebüchern bedankte er sich bei seiner Frau für ihre Toleranz
und ihr Verständnis. Die Beziehung zu seiner Frau soll trotz der 6
Kinder eher kameradschaftlich gewesen sein. Thomas Mann starb 1955 bei
Zürich, wohin er nach Kriegsende aus seinem Exil in den USA zog.
Ganz anders als sein Vater ging Klaus Mann mit seinem Schwulsein
um. Klaus Mann lebte es von Anfang an konsequent offen aus. In seinen
Werken greift er ganz offen schwule und lesbische Themen auf. So etwa
in "Der fromme Tanz", der als der erste schwule Roman in deutscher
Sprache gilt. Darin verarbeitet er seine Erlebnisse in der schwulen
Szene Berlins. Mit diesem Lebensstil zieht er sich das
Unverständnis, ja die Verärgerung seines Vaters zu. Insgesamt
führte Klaus Mann wohl ein ausschweifendes Leben mit Drogen und
Sex, gemischt mit einer Prise Todessehnsucht. Seine Beziehungen zu
Männern sind meist sehr flüchtig oder unglücklich. Bereits
mit 26 bekennt er sich als drogensüchtig. Nach einem ersten
Selbstmordversuch 1948 plante er einen beruflichen Neuanfang als
Lektor. Wenig später gab er jedoch alle Hoffnungen auf eine neue
private und berufliche Zukunft auf. Im Alter von 43 Jahren nahm er
sich mit einer Überdosis Schlaftabletten das Leben.
Sein Bruder Golo Mann geriet da schon eher nach seinem Vater. Beinahe
wäre nichts über seine homosexuelle Veranlagung bekannt. Sein
Privatleben war immer wohl gehütet und von der Öffentlichkeit
abgeschottet. Erst wenige Tage vor seinem Tod im Alter von 85 Jahren
bekannte er sich einem Reporter gegenüber offen zu seinen
homosexuellen Neigungen. Zugleich erklärte er aber, über keine
nennenswerte Erfahrungen auf diesem Gebiet zu verfügen. Er sagte
dazu: "Ich hab mich nicht oft verliebt. Ich hab es sehr oft für
mich behalten, das war vielleicht ein Fehler". Auch mit seinem offen
schwul lebenden Bruder Klaus konnte er nicht über Homosexualität
reden.
Der vierte Mann am anderen Ufe war eine Frau, Erika. Zwar trat Erika
bereits mit 20 in lesbischen Rollen in Stücken ihres Bruders Klaus auf. Zu
Ihrer eigenen Homosexualität bekannte sie sich aber erst mit Ende 30. Dann
aber relativ offen mit Freundin un Familienanschluß und was so dazu
gehört. Erika starb 1969 im Alter von 64 Jahren an den Folgen einer
Gehirnoperation.