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Buchbesprechungen

Und Gad ging zu David von Gad Beck

Helmut

Vor einiger Zeit bin ich beim Durchzappen der Programm mal wieder bei Boulevard Bio gelandet. Zunächst war ich nur neugierig, ob der Talkgast nun schwul ist oder nur so aussieht. Aber manchmal lohnt es sich auch, aus dem falschen Grund zuzuhören. Zu Gast bei Biolek war Gad Beck und er erzählte seine Lebensgeschichte. Und da hatte er einiges zu erzählen. Als mir nun bei Robin mit dem Buch "Und Gad ging zu David" seine Jugenderinnerungen in die Hände fielen, musste ich es einfach mal lesen.

Gad Beck wurde 1923 in Berlin geboren. Seine Jugendzeit fällt als gerade mit dem dritten Reich zusammen. Und als schwuler Jude ist er nach Naziideologie gleich zweifach minderwertig. Über sein Leben in dieser Zeit berichtet Gad also in seinem Buch. Dabei malt er ein erfrischend lebendiges und lebensfrohes Bild. Nicht, daß all das Schreckliche aus dieser Zeit geleugnet wuerde, aber Gad Beck behält immer seinen Humor und seine Lebensfreude.

Einen breiten Raum nehmen denn auch seine Liebschaften ein. Mit Klassenkameraden, Freunden aus der Jugendgruppe, Arbeitgebern oder Fluchthelfern. Ob idyllisch auf dem Land oder im Luftschutzbunker. Immer wieder findet er Zärtlichkeiten und Sex. So meldet er sich mit einem Freund zu Wachen in einem Luftschutzbunker, damit sie einige ungestörte Stunden miteinander verbringen können. Und später stellt sein Arbeitgeber ein Versteck zur Verfügung, im Gegenzug für gelegentliche Stunden zu zweit.

So schlägt, schlängelt und schläft sich Gad Beck durch die Naziherrschaft. Er stolpert dabei bis in die Rolle des Führers einer Gruppe von rund 40 in Berlin untergetauchten Juden, deren Verstecke, Verpflegen, Überleben er managt. Dabei passt er so gar nicht in meine vorgefertigten Schubladen. Er ist kein armes, hilfloses Opfer. Er ist auch kein Held. Er ist einfach ein normaler junger Mann, der sich durch das Leben schlägt. Und das mach ihn so sympatisch.

Bei aller Unterhaltsamkeit wird der Ernst dieser Zeit nicht unterschlagen. All zu oft verabschiedet der Autor Gad Beck eine Person aus seinen Memoiren mit Worten wie 'er hat nicht überlebt' oder 'hätte er ueberlebt'. Auch werden ständig Freunde, Verwandte, Liebhaber abtransportiert. Etwa die Geschichte des Ingenieur Dreyer. Dieser begeht bei seiner Verhaftung den Fehler, sich als schwul zu outen. Im Gefängnis wurden speziell abgerichtete Hunde auf ihn gehetzt, die seine Ohren und seine Genitalien auffrassen.

"Und Gad ging zu David" ist eine der wenigen wirklich spannenden Biographien, die ich je gelesen habe. Das Buch ist im Buchhandel erhältlich oder kann bei RoBIn ausgeliehen werden.

 


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Letzte Änderung 16.1.2004