AIDS
Helmut
Die Chronik
1999 sind Blicke in die Vergangenheit besonders beliebt. Auch ich will mich
diesem Trend nicht entziehen und einen Blick auf die Geschichte von HIV und
AIDS werfen.
Diese Geschichte beginnt im Jahre 1981. Damals fiel beim
amerikanischen center for disease control auf, daß in LA gleich
fünf Fälle der seltenen pneumocystis carinii pneumonia
auftraten. Und zufällig waren alle fünf Patienten schwul.
Zunächst wurde Poppers oder ähnliches als Ursache
vermutet. 1982 kristallisierte sich dann aber heraus, daß die
GRID - gay related immune deficiency - eine Infektionskrankheit ist,
die durch Blutkontakt übertragen wird. Es wurden dann auch einige
infizierte Heteros gefunden. AIDS, wie die Krankheit nun genannt
wurde, fand sich bei Drogenabghängigen, Blutern, Frauen und
einigen Flüchtlingen aus Haiti. Ebenfalls wurden die ersten
Infektionen durch Bluttransfusionen bekannt und die ersten infizierten
Babies gefunden. Trotzdem ging AIDS zunächst als
"Schwulenseuche" um die Welt und blieb als solche lange Zeit
im Bewustsein der Menschen.
AIDS trat seinen Siegeszug um die Welt an. 1982 waren weltweit in 14
Ländern AIDS-Fälle bekannt. 1983 waren es bereits 33
Länder, 1985 51 Länder und 1987 127 Länder. 1982 fand
das Institut Pasteur in Paris einen Virus, der als Auslöser von
AIDS in Betracht kam. Dieser Virus wurde LAV getauft. Wenig
später, 1984, fand Dr. Robert Gallo in den USA seinen HTLV-3
Virus. Später stellte sich heraus, das beide den gleichen Virus
gefuden haben. Über die Frage, wer welchen Anteil an der
Entdeckung des HI-Virus und des HIV-Tests hatte, entbrannte
später ein erbitterter Rechtsstreit zwischen dem Institut Pasteur
und Rober Gallo. Die Entdeckung des Viruses führte zu einer etwas
zu optimistischen Sichtweise. So sagte etwa die US
Gesundheitsministerin 1984: "In wenigen Jahren wird es einen
Impfstoff geben und AIDS wird bis 1990 heilbar sein".
Ebenfalls 1984 starb Gaetan Dugas, der Patient Null. Er war das gemeinsame
Verbindungsglied der ersten bekanntgewordenen Infektionszellen in LA und
New York. Allerdings wurde mitlerweile das HI-Virus auch vereinzelt in
Gewebeproben gefunden, die weit vor 1981 genommen wurden. 1984 waren in den
USA bereits 7000 Menschen infiziert, nach 3000 in 1983.
1985, gerade einmal 4 Jahre nach den ersten dokumentierten
AIDS-Fällen, war dann der erste AIDS-Test verfügbar. Das
aufsehenerregendste Ereignis war 1985 aber wohl der Tod von Rock
Hudson. Zum ersten mal starb damit ein Mainstream Star an AIDS. Damit
verließ AIDS die Schmuddelecke der Prostituierten,
Drogenabhängigen und Schwulen und hielt Einzug im Wohnzimmer von
Lieschen Müller.
1986 wurde dann der Erreger endgültig festgestellt. Er war
identisch mit dem LAV des Institut Pasteur und dem HTLV3 von Robert
Gallo. Ein neuer Name musste her und der Virus wurde HIV getauft:
human immunodeficiency virus. Allerdings betrat zu dieser Zeit bereits
die erste Variation des HI-Virus, der HIV-II, die Bühne. Im
gleichen Jahr wurde mit AZT das erste Medikament gegen AIDS
vorgestellt.
Ende 1986 gibt es den ersten AIDS-Toten in der DDR. Die DDR redet zu
diesem Zeitpunkt von 14 AIDS-Infizierten. Eine Zahl, von der die BRD
nur träumen kann.
Die Übertragungswege waren zu dieser Zeit eigentlich schon recht
gut bekannt. Trotzdem war der Umgang mit HIV Infizierten
äußerst problembehaftet. Nur ein Beispiel unter vielen: der
dreizehnjährige Ryan White wurde von der Schule ausgeschlossen,
weil er HIV-positiv war. Auch massive Aufklärungsarbeit mit
Fernsehspots und Anzeigekampagnen konnten nur langsam klarmachen,
daß etwa über von einer gemeinsam genutzten Kaffeetasse
keine Gefahr ausgeht. In Deutschland wird über
flächendeckende Zwangstests, die Isolierung oder auch eine
entsprechende Tätowierung von Infizierten diskutiert. Bayern legt
1987 ein Gesetz vor, nach dem Beispielsweise
"Ansteckungsverdächtige" zu Zwangstests vorgeladen
werden sollen. Danach sollen auch Bewerber für den
öffentlichen Dienst einen HIV-Test vorlegen müssen. Und
Ausländer sollen routinemäßig getestet werden. Mit
diesem und ähnlichen Vorstößen macht sich Peter
Gauweiler einen bundesweiten Ruf als Hardliner. Das BKA hat in seinen
Computern in den Personendaten auch eine AIDS-Infektion
abgespeichert. Und die "Deutsche Gesellschaft für Innere
Medizin" forderte Aids-Tests vor Eheschließungen, bei allen
Krankenhauspatienten und in höheren Schulklassen. Jeder Arzt
müsse berechtigt sein, jeden Patienten bei Verdacht testen zu
lassen.
1987 waren in Deutschland 907 AIDS-Kranke bekannt. Aufgrund der
Dunkelziffer wurde die tatsächliche Zahl auf 1500 geschätzt, bei
geschätzten 30.000 bis 100.000 HIV-Infizierten. In Afrika wurden
5857 Kranke gezählt, in Amerika 48591, in Asien 208, in Europa 7477
und in Ozeanien 678.
Es gab aber auch gute Nachrichten 1987. Nachdem sehr viele Babies nach
der Geburt positiv getestet wurden, wurde mit der Zeit bei vielen das
Testergebnis wieder negativ. Die Kinder hatten schlicht
Antikörper, aber keine Viren, von der Mutter übernommen. Und
in San Franzisko began das Names Project mit dem AIDS Memorial Quilt.
1988 fand dann der erste Welt Aids Tag statt, der von der WHO
initiiert wurde. Der Welt AIDS Tag wird seit dem jedes Jahr am
1. Dezember begangen. Er ist ein Tag der Solidarität mit
HIV-Infizierten und ein Tag der Mahnung und Erinnerung an AIDS und der
damit einhergehenden Herausvorderungen. Die Welt AIDS Tage stehen
traditionell unter einem Motto. In der Vergangenheit waren dies unter
anderem "Frauen und AIDS" 1990, "Zeit zu Handeln"
1993, "Eine Welt - eine Hoffnung" 1996 und "Kinder in
einer Welt mit AIDS" 1997.
Eine Umfrage der Deutschen AIDS-Hilfe aus 1989 zeigt, daß die Safer
Sex Parolen bei Schwulen Wirkung zeigen. 61% benutzen Kondome, und vom
Rest sind rund zwei drittel in einer festen Beziehung. Und jeder
zweite hat sich auf HIV testen lassen. Ganz nebenbei führte das
wegen AIDS geänderte Sexualverhalten auch zu einem Rückgang
anderer Geschlechtskrankheiten wie Tripper und Syphilis, von denen
1988 nur noch ein viertel der Fälle von 1985 auftraten.
1989 war besonders für Deutschland ein ereignisreiches Jahr. Auf
den Fall der Mauer hat auch die AIDS-Hilfe reagiert. In Berlin widmet
sich die AIDS-Hilfe ganz speziell den Schwulen aus der DDR, um ein
Bewustsein für AIDS zu schaffen, bevor die Heile AIDS Welt der DDR
zusammenbricht. Immerhin sind in der DDR noch 1989 nur 25 AIDS-Kranke
bekannt. Leider stieg die Zahl der AIDS-Kranken in den fünf neuen
Ländern dann doch bald sehr schnell an.
In Deutschlang gab es damals rund 27.000 Infizierte, davon 72 Prozent Schwule
oder Bisexuelle und 10 Prozent Fixer. Die meisten Infizierten kommen also
auch 1989 immer noch aus den traditionellen Risikogruppen.
Bei der 1991er Tony Awards Verleihung hatte der Red Ribbon seinen
ersten Auftritt. Bis Ende 1991 wurden in den USA 200000 AIDS-Fälle
und 133000 AIDS-Tote registriert. Darunter auch immer häufiger
Prominente. So erreicht 1991 AIDS auch den Profisport. Der
Basketballspieler Magic Johnson gab bekannt, daß er sich aus dem
Sport zurückzieht, da er HIV-positiv ist. Ebenfalls in diesem Jahr
stirbt der Sänger von Queen, Freddy Mercury, an AIDS. 1993 starb
der russische Ballettstar Rudolf Nurveyev und 1994 Derek Jarman.
Tom Hanks gewann 1994 einen Oskar für Philidelphia, das ja zum
Standardfilm zum Welt Aids Tag wurde. Philadelphia war nicht der erste
und nicht der letzte Hollywoodfilm, der sich mit AIDS
auseinandersetzte. Aber er war der erste Blockbuster. AIDS ist 1994
bereits die häufigste Todesursache für Amerikaner zwischen 25
und 44.
1995 werden die Kombinationstherapien erfunden. Diese wecken große
Hoffnungen für die AIDS-Behandlung. Bei allen Erfolgen, die die
Kombinationstherapien bis dato zeigen kann auch damit AIDS nicht
besiegt und vermutlich auch nicht dauerhaft unterdrückt werden. Bis
heute hat sich gezeigt, daß diese Therapien oft sehr erfolgreich
angewandt werden können. Gleichzeitig gibt es aber Patienten, bei
denen die Therapien nicht anschlagen oder so starke Nebenwirkungen
haben, daß die Therapie abgebrochen werden muß. Außerdem
tauchen immer wieder neue HIV-Stämme auf, die gegen
unterschiedliche Medikamente resisten sind. Durch Mutationen oder auch
durch weitere Infektionen mit anderen Virenstämmen kann in einem
Patient ein Virencoktail entstehen, der kaum noch behandelbar
ist. Insgesamt ist und bleibt AIDS eine unheilbare und tödliche
Krankheit.
Während 1995 noch von einem Rückgang der Neuinfektionen geredet
wurde, zeigt sich mitlerweile ein bedrohliches Ausmass der
Infektionen. Während in den Industrienationen aufgrund von
Aufklärungs- und Präventionsmassnahmen die Zahl der
Neuinfektionen zurückgeht, nimmt in manchen Regionen Afrikas die
Infektionsrate unvorstellbare Ausmaße an. Die Statistik für 1998
sieht für 1998 weltweit 5,8 Millionen Neuinfektionen bei 33,4
Millionen Infizierten. 1998 starben demnach weltweit 2,5 Millionen an
den Folgen von AIDS.
Der Ursprung von Aids
HIV trat 1981 in das Rampenlicht. Aber natürlich viel HIV nicht
vom Himmel, sondern es gab eine Vorgeschichte. Mittlerweile hat man
HIV auch in älteren Blut und Gewebeproben gefunden: So in einer
Blutprobe aus dem Kongo von 1959. Oder in einer Gewebeprobe eines
Amerikaners, der 1969 starb, übrigens an AIDS typischen
Symptomen. Und schließlich in einer Gewebeprobe eines Norwegers,
der 1976 starb. Es gab also schon einzelne HIV-Infektionen, bevor die
AIDS-Epidemie ausbrach. Aufgrund der Blutprobe von 1959 geht man davon
aus, daß die ersten Infektionen von Menschen mit HIV spätestens
Ende der 40er, Anfang der 50er Jahre stattfanden. Manche
Wissenschaftler gehen sogar davon aus, daß die ersten Infektionen
vor mehr als hundert Jahren stattfanden. Dabei wurden einzelne
Betroffene infiziert und starben wohl auch teilweise an AIDS. Mit
ihnen starb dann aber auch der Virus, da er sich in diesen Fällen
nicht auf andere Menschen übertragen konnte.
Die Bedingungen für das HIV haben sich aber mit der Zeit deutlich
verbessert. Zum einem nahm der internationale Flugverkehr immer mehr
zu. Dadurch kann ein einzelner Infizierter den Virus rund um die Welt
verbreiten. Bezeichnenderweise war der Patient Null
Flugbegleiter. Außerdem braucht die moderne Medizin immer mehr
Blutspenden. Zum Beispiel werden die Blutgerinnungsfaktoren, mit denen
Bluter behandelt werden, aus dem vermischten Blut von tausenden von
Spendern gewonnen. Eine einzige Blutspende mit HI-Viren kann so zu
vielen Folgeinfektionen führen. Und schließlich ist in den
letzten Jahrzehnten der intravenöse Drogengebrauch auf nie
dagewesen Höhen gestiegen, auch dies eine ideale
Verbreitungsschiene für HIV. Und nachdem die Verbreitung von HIV
über diese Wege erst einmal eingesetzt hat, war die Epidemie nicht
mehr zu stoppen.
Die heutige AIDS-Forschung geht davon aus, daß der HI-Virus von
einer Virenart abstammt, die bei Affen auftritt. Diese SIV Viren gibt
es in einer Vielzahl von Variationen bei den unterschiedlichsten
Affenarten. Einige dieser SI-Viren weissen eine hohe Ähnlichkeit zu
den HI-Viren auf. So läßt sich der HIV-2 Virus auf eine Affenart
aus dem westlichen Afrika zurückführen. Der Ahn des HIV-1 Virus
wurde erst vor kurzem bei einer anderen Schimpansenpopulation in
Afrika gefunden. Die Übertragung des Virus kann etwa bei einem
Biß erfolgt sein. Es wird auch spekuliert, daß infizierte Affen
zur Herstellung von Medikamenten benutzt wurden und der Virus so in
den Menschen übertragen wurde.
AIDS heute Weltweit
Längst ist AIDS nicht nur aus sämtlichen Risikogruppen
ausgebrochen. AIDS hat auch alle Ländergrenzen
überschritten. Dabei zeigt AIDS in verschiedenen Gegenden
unterschiedliche Gesichter. In den westlichen Industrieländern
können ausgefeilte Therapien das Leben verlängern und, bei allen
Nebenwirkungnen, die Lebensqualität verbessern. Aber diese
Therapien sind sehr teuer. Daher stehen sie in Dritte Welt Ländern
oft nicht zur Verfügung.
Auch wurden uns mit viel Aufwand die Regeln des Safer Sex
eingetrichtert. Und die leichte Verfügbarkeit von Kondomen,
Gleitcreme und was Mann sonst noch so braucht ist für uns eine
Selbstverständlichkeit. Der Staat stellt teilweise saubere Nadeln
für Drogenabhängige zur Verfügung. Und wenn man sich doch
infiziert, so zahlt zumindest die Krankenkasse die Behandlungen. All
dies ist ein Luxus, von dem Millionen anderer nur Träumen
können. Selbst in einem Wohlstandsland wie den USA sind
AIDS-Therapien oft der finanzielle Ruin der Infizierten. Viele
Amerikaner haben keine oder nur eine unzureichende
Krankenversicherung. Dies führt zu Auswüchsen wie der
Versteigerung der Lebensversicherungen von AIDS-Kranken. Mit dem
Verkaufspreis kann der Kranke die Therapie ein wenig weiter bezahlen,
und der Käufer hofft auf einen baldigen Tod des Verkäufers,
damit er die Lebensversicherung schnell ausgezahlt bekommt.
Die meisten Infizierten gibt es im südlichen Afrika, wo 8% der 14
bis 49 jährigen mit AIDS infiziert sind. Dort leben 22,5 der
weltweit 33,4 Millionen Infizierten. Der Hauptübertragungsweg ist
dort Heterosexueller Geschlechtsverkehr. In Afrika überstieg
dieses Jahr zum ersten mal die Zahl der infizierten Frauen die Zahl
der infizierten Männer. Heterosexueller Geschlechtsverkehr ist
damit weltweit der Hauptübertragungsweg. Die Lebenserwartung ist
dort in fünf Ländern von 61 auf unter 40 Jahren gefallen -
wegen AIDS. In Südafrika können nur noch weniger als die
Hälfte der Menschen damit rechnen, 60 Jahre alt zu werden - in
den Entwicklungsländern sind es durchschnittlich 70 Prozent.
In Simbabwe sterben täglich 1200 Menschen an den Folgen von
AIDS. Erstaunliche 20 Prozent sollen infiziert sein. In Russland
werden gerade mal 12000 Infizierte gezählt. Allerdings ist von
Januar bis August die Zahl der Infizierten um 70 Prozent
gestiegen. Russland ist damit das Land mit dem schnellsten Anstieg der
Infiziertenrate. In Moskau wurden in den ersten neun Monaten dieses
Jahres mehr Infektionen als in allen Jahren zuvor registriert. Einer
der Gründe ist sicher die steigende Verbreitung von harten
Drogen. Ein andere Grund ist aber sicher auch, daß in Russland
AIDS-Aufklärung und Prävention weitestgehend unbekannt sind. In
Brasilien sind mit 0,6 Prozent überdurchschnittlich viele Einwohner
HIV-positiv. Die Leistungen der Krankenkassen sollen nun unter dem
Druck der Kosten eingeschränkt werden. Dabei gibt es Länder, die
noch viel stärker betroffen sind. Etwa Nigeria, wo von 108
Millionen Einwohnern run 5,6 Millionen infiziert sind. Davon
übrigens rund eine Million Kinder. Überhaupt sind in einigen
Ländern sehr viele Kinder und Jugendliche infiziert. In den
Ländern fällt damit ein großer Teil der nächsten
Generation aus. Die Jugend, die ja die Zukunft des Landes bauen soll,
ist krank und stirbt. Präsident Thabo Mbeki sagt, daß Süd
Afrika der Gefahr gegenüber steht, daß die Hälfte der
Jugendlichen das Erwachsenenalter nicht erreichen werden. Auch gerade
deswegen schlägt beispielsweise die Elite Südafrikas
Alarm. Jahrelang wurde dort AIDS ignoriert und verhamlost. Nun sind so
viele Menschen infiziert, daß der wirtschaftliche Aufschwung
gefährdet ist. An einigen Unversitäten sind ein viertel der
Studenten HIV-positiv.
Indien hat seit 1982 mit Hilfe der Weltbank viele Millionen in
Anti-AIDS-Programme investiert. Trotzdem sind acht Millionen Inder
HIV-Positiv, auch dies eine überdurchschnittliche Rate. Die
AIDS-Aufklärung scheitert an der lokalen Korruption, an
traditionellen Strukturen oder an der Religion. Die Folge sind
Millionen AIDS-Infizierter, die die Struktur ganzer Staaten und
Gesellschaften erschüttern können.
Weltweit ist AIDS laut WHO zur viert wichtigsten Todesursache
avanciert. Rund 2,28 Millionen starben 1998 an den Folgen von
AIDS. Unter den Infektionskrankheiten hat AIDS damit sogar den ersten
Platz errungen. Noch vor der Tuberkulose, die bisher diesen
zweifelhaften Titel inne hatte und an der 1998 1,8 Millionen Menschen
starben. In Afrika ist AIDS sogar absolut an der Spitze. Dort sind 20%
aller Todesfälle auf AIDS zurückzuführen.
AIDS heute in Deutschland
Wie präsentiert sich AIDS dieses Jahr hier in Deutschland? Einige
aktuelle Zahlen und Fakten.
- Seit Beginn der Epidemie Anfang der 80er Jahre haben sich in
Deutschland schätzungsweise 50.000 bis 60.000 Menschen mit dem
HI-Virus infiziert; pro Jahr infizieren sich etwa 2.000 bis 2.500
Menschen neu.
- Heute wichtige Infektionswege sind homosexuelle Kontakte bei
Männern (etwa 50%), intravenöser Drogengebrauch (etwa 15%) und
heterosexuelle Kontakte (etwa 18%).
- Von den HIV-infizierten Menschen sind bislang 18.239 Menschen an
AIDS erkrankt, 11.658 sind an den Folgen von AIDS gestorben. Pro
Jahr erkranken etwa 800 Menschen neu an AIDS.
- Etwa die Hälfte der HIV-Infizierten und an AIDS Erkrankten
stammen aus den Großstädten Frankfurt am Main, München,
Berlin, Köln, Düsseldorf und Hamburg, 2% stammen aus den
neuen Bundesländern, 46% aus den übrigen Regionen.
- Durch verbesserte therapeutische Möglichkeiten verlängert sich die
Zeit bis zum Auftreten AIDS-definierender Erkrankungen. Immer
mehr Menschen leben immer länger mit HIV oder AIDS.
- Die verlängerte Überlebenszeit von Menschen mit HIV und AIDS führt
paradoxerweise zu einer Verschlechterung ihrer sozialen Lage:
Menschen mit HIV und AIDS sind häufig von materieller Not bedroht,
weil sie oft in jungen Jahren arbeitsunfähig werden und deshalb
nur unzureichend gesetzlich abgesichert sind. Gleichzeitig sehen
sie sich krankheitsbedingten erhöhten Kosten gegenüber.
- Obwohl die Anforderungen an die AIDS-Hilfe qualitativ und
quantitativ höher werden, nimmt die öffentliche Aufmerksamkeit für
das Thema AIDS ab. Diese Situation bringt die Deutsche AIDS-Hilfe
zunehmend auch in finanzielle Schwierigkeiten. Die öffentliche
Förderung wurde in den letzten Jahren Schritt für Schritt
zurückgeschraubt. Aber vor allem Spenden und Sponsoringerträge
sind seit 1995 stark rückläufig.
Behandlung von AIDS
Trotz jahrelanger Forschung zeichnet sich die Behandlung von AIDS noch
immer vor allem durch Unsicherheit und Widersprüche
aus. Erfolgsmeldungen und Berichte über vielversprechende
Entwicklungen wechseln sich stetig mit Rückschlägen ab. Und die
Wundertherapie von heute wird morgen schon wieder als falsch und
gefährlich abgelehnt. So wird schon seit Jahren darüber
diskutiert, wann man mit der Therapie beginnen soll. Die Anhänger
von "Hit hard and early" wollen bald nach der Infizierung mit einer
hochwirksamen Medikamentenkombination beginnen, um die Virenlast von
Anfang an niedrig zu halten. Eben Gib HIV keine Chance. Allerdings
kann auch dadurch der HIV nicht besiegt werden und wird sich früher
oder später massenhaft vermehren. Die Gegner dieses Ansatz
argumentieren, daß dadurch Resistenzen gezüchtet und die
Patienten mit unnötigen Nebenwirkungen belastet werden. Sie
predigen, daß die Medikamente erst dann eingesetzt werden sollen,
wenn die Virenlast sie akut nötig machen, um die Wirksamkeit so
lange wie möglich zu erhalten. Die Diskussion darüber geht
genauso lebhaft weiter wie die, ob man gleich mit den wirksamsten
Medikamenten behandlen soll oder zunächst mit sanfteren Mitteln
anfängt und die Kombination dann nach Bedarf verstärkt.
Derzeit werden große Hoffnungen in die Kombinationstherapien
gesetzt. Dabei werden verschiedene Medikamente in ausgeklügelten
Kombinationen eingenommen. Durch dieses Kombinationen wirken die
Medikamente deutlich besser, als die einzelnen Medikamente für sich
allein genommen. Teilweise kann die HIV Konzentration im Blut unter
die Nachweisgrenze gedrückt werden. Diese Kombinationen erforden
jedoch eine nahezu übermenschliche Disziplin. Die Medikamente
müssen zu fest vorgegebenen Zeiten eingenommen werden, auch nachts,
bei der Arbeit und in der Freizeit. Letztlich muß das Leben nach
der Therapie richten. Außerdem treten häufig schwere
Nebenwirkungen auf, die teilweise so schwer sind, daß die
Behandlung abgebrochen werden muß. Und all das kann den HIVirus
nicht aus dem Körper entfernen. Erst vor wenigen Wochen wurden
wieder neue Reservoirs entdeckt, in denen der Virus jahrelang
unauffällig und unbekämpfbar schlummern kann, um dann
plötzlich wieder auszubrechen.
Eine ideale Lösung, zumindest für alle noch nicht infizierten,
wäre ein Impfstoff. Dieser ist aber nicht in Sicht. Der Chef des
AIDS Programms der UN sieht für die nächsten 10 Jahre keinen
Impfstoff. Manche spekulieren, daß für die Pharmakonzerne teuere
Medikament lukrativer sind. Zumal sie ein ganzes Leben lang
eingenommen werden müssen. Ein Impfstoff hingegen wäre billiger
und nur selten nötig, vielleicht nur einmal. Entsprechend würden
die Gelder für die Forschung für Medikamente und nicht für
Impfstoffe eingesetzt. Wer weiß, ob dem so ist. Auf jeden Fall ist
das HI-Virus sehr wandlungsfähig und kann sich hervorragend in
körpereigenen Zellen verstecken. Ein Impfstoff ist also auf keinen
Fall einfach zu finden.
Während die Pille davor noch fehlt, gibt es die Pille danach
durchaus. Vor allem Klinikangestellte, die mit HIV in Kontakt kamen,
werden der sogenannten Post Exposition Prophylaxe, kurz PEP
unterzogen. Dabei werden unmittelbar nach dem Kontakt hochpotente
Medikamentenkombinationen eingenommen. Diese Medikamente müssen
mehrere Wochen lang eingenommen werden. Diese plötzliche, einer
Kombinationstherapie vergleichbare Belastung führt dazu, daß
fast die Hälfte der PEPs vorzeitig abgebrochen werden. Zumal auch
die Wirksamkeit der PEP noch in keinster Weise erwiesen ist.
Der AIDS Teddy
Der AIDS-TEDDY 1999 ist eine Aktion von Pfarrer Heiko Sobel aus Zürich
in Zusammenarbeit mit der Deutschen AIDS-Hilfe e.V. Seit 8 Jahren
entwirft der "AIDS-TEDDY-Vater" jedes Jahr einen neuen AIDS-TEDDY zur
Spendengewinnung und hilft die jährlichen Spendenaktionen zu
gestalten.
Der etwa 15 cm große AIDS-TEDDY ist nur echt mit dem geschützten
AIDS-TEDDY-Zeichen und darf nur zur Spendengewinnung und als
Präventionsbotschafter im Non-Profit-Bereich eingesetzt werden. Er
wird ausschließlich aus umweltverträglichen Materialien ohne
Kinderarbeit in Handarbeit hergestellt, ist CE-geprüft und bei
30°C waschbar. Von jedem AIDS-TEDDY geht automatisch eine Spende an
ein HIV/AIDS-Projekt in der Dritten Welt.
Die AIDS-TEDDYS sind direkt erhältlich bei den lokalen AIDS-Hilfen,
Hospizen und Positiven-Organisationen und bei Spendenaktionen rund um
den 1. Dezember an Informationsständen der AIDS-Hilfen, auf
Weihnachtsmärkten und in verschiedenen Geschäften. Er kann zum
Preis von 15,- DM auch direkt über den Vertrieb der Deutschen
AIDS-Hilfe e.V. bestellt werden.