Persönlichkeiten von schwulem Interesse
Neil Tennant
Helmut
Heute möchte ich euch kurz den 1954 geborenen Neil Tennant
vorstellt. 1981 gründet Tennant, bis dahin Redakteur der britischen
Musikzeitschrift Smash Hits gemeinsam mit Chris Lowe die Band Pet Shop
Boys. Nach zwei Jahren Vorbereitung nehmen sie gemeinsam mit dem Disco
Produzenten Bobby "O" Orlando die Single West End Girls auf. Die
Platte floppt in Großbritannien, wird jedoch in Frankreich und Belgien
ein Verkaufserfolg. Danach beginnt ihre jahrelange mit dem schwulen
Musikproduzenten Tom Watkins, der auch Take That und anderen Männerbands
zum Erfolg verholfen hat. Das erste Album, Opportunities, wird freundlich
aufgenommen. Der richtige Durchbruch kommt dann 1986 mit dem Remake von West
End Girls. Mit ihren folgenden Alben prägen die Pet Shop Boys stilistisch
die Elektronik-Disko-Musik der 80er und 90er Jahre. Als Produzenten von Dusty
Springfield und Liza Minnelli verhelfen sie den beiden Sängerinnen zu
Charterfolgen.
Aufgrund Chris Lowes fortgeschrittener AIDS-Erkrankung geht das Duo seit
1996 nicht mehr auf Tour, sondern gibt nur noch vereinzelt Live-Auftritte.
Steht so zumindest in dem Buch Out. Sie produzieren jedoch weiter Songmaterial
im Studio. Tennant beginnt zudem 1997 mit dem von Beautiful Thing bekannten
Theater- und Drehbuchautor Jonathan Harvey die Arbeit an einem gemeinsamen
Musical. Auch einen Film haben Tennant und Lowe über sich gedreht. Der
Film unter dem Titel "Pet Shop Boys" aus dem Jahre 1998 ist aber
angeblich keine weitere Aufmerksamkeit wert.
Erstmals eindeutige Texte zur Homosexualität und zu Aids finden sich
auf dem Album Actually, etwa in Dreaming of the Queen oder Can you forgive
her. Mit dem Remake des Village People Hits Go West knüpfen die Pet Shop
Boys bewusst an die Tradition dieser schwulen Pophymne an. Tennant
äußert sich erstmals 1995 in einem Interview zu seiner
Homosexualität. Zwei Jahre zuvor hatte Jimmy Sommerville der Band
öffentlich vorgeworfen, zwar von der schwulen Popkultur zu profitieren,
aber der gay community außer ein paar Discosongs nichts
zurückzugeben.
Tennant begründete das wie folgt: "In der Vergangenheit habe
ich immer vermieden mich als schwul zu bezeichnen. Teilweise weil wir als
Pop-Gruppe anfingen und ich nicht als ein ausgefallener Schwuler Pop-Star
kategorisiert werden wollte. Wir wollten immer lieber etwas geheimnisvoll
bleiben." In einem Interview mit dem Impact Magazine aus dem
Jahre 1996 sagt er aber auch, dass eigentlich jedes Album schwule Elemente
enthalten habe. Tennant in dem gleichen Interview: "Das schwule
Etikett stört mich nicht wirklich, zumindest so lange wie es mich nicht
einschränkt. Ich denke einfach, man sollte sein leben nicht als schwul
definieren. Ich glaube nicht, das die Sexualität zwangsläufig einen
Lebensstil impliziert. Wenn ich die Texte zu den Pet Shop Boys Titeln schreibe,
dann behandle ich das Schwulsein darin. Das habe ich schon immer getan. Ich
kann das jetzt, nach dem Coming Out, vielleicht ein kleines bisschen offener
tun und das genieße ich"
Vielleicht noch ein paar Worte über Tennants Jugend: "Ich
erinnere mich wie ich mit 12 einen Artikel in einem Magazin über Oskar
Wilde las. Das stand er wäre ein Homosexueller gewesen. Und da dachte ich
'Oh mein Gott, ich bin ein Homosexueller'" In den 70er Jahren
zog er dann nach London. Von der schwulen Szene dort war er nicht gerade
begeistert. "Ich wollte das nicht sein, ich wollte nicht einen
Schnurrbart haben und 501 Jeans anziehen. Damals hieß schwul zu sein eine
Uniform zu tragen - Männer mit Schnurrbärten, mit weißen 501
Jeans, weißen T-Shirts und Doc Marten Schuhen". In den 80ern
versöhnte er sich dann mit der schwulen Szene, zumal sich die schwulen
Clubs zur Avantgarde der Disco Kultur wurden. Obwohl die Pet Shop Boys ganz
eindeutig mit dieser Szene kokettierten, schwiegen Tennant und Love sich zu
Ihrer sexuellen Orientierung beharrlich aus. "Wir waren eine Pop
Gruppe mit dem jungen Publikum. Und obwohl ich technisch gesehen homosexuell
war, war ich kein praktizierender Homosexueller. Ich hatte keinen
Liebhaber. Ich meine, ich hatte gelegentlichen Sex, aber ich hatte nicht gerade
ein berauschendes Sexleben. Ich fühle mich eher theoretisch schwul als
praktizierend" So kann man sich die Argumente natürlich
auch zurechtlegen.