Buchbesprechungen
Die Mitte der Welt von Andreas Steinhöfel
Thomas
Heute möchte ich Euch einen der schönsten Romane vorstellen, die
ich seit langem gelesen habe: "Die Mitte der Welt" von Andreas
Steinhöfel.
Der Einstieg in das Buch ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, da
der Autor ziemlich viele Zeitsprünge in seine Geschichte eingebaut
hat. Aber wenn man sich erst daran gewöhnt hat, kann man in eine
wunderbare Erzählung eintauchen.
Die Mitte der Welt ist die Geschichte eines Zwillingspaares, Phil und
Dianne. Die beiden werden von ihrer Mutter, Glass, alleine groß gezogen. Die
Umstände ihrer Geburt sind ziemlich ungewöhnlich und auch die junge
Glass, kaum 18 Jahre alt, passt nicht in das Klischee der perfekten
Mutter. Doch eines gibt sie ihren Kindern mit: "Seid stark und wehrt
euch. Wer euch verletzt, dem tut doppelt weh oder geht aus dem Weg, aber lasst
euch niemals vorschreiben, wie ihr zu leben habt."
Es sind keine leichten Kämpfe, die Dianne und Phil führen. Phil
erkennt mit zunehmendem Alter, dass er schwul ist. Er findet einen Freund, doch
leider bleiben bei der ersten großen Liebe die maßlosen Enttäuschungen
nicht aus.
Die poetische Sprache Steinhöfels sind eine Stärke des Buches. Zum
anderen erzählt er nicht nur die Geschichte einer Pubertät, die mit
dem Coming-out des Jungen endet. Nein, jede Figur hat ihre Geschichte und
natürlich ihre eigenen Geheimnisse, die sich langsam vor den Augen des
Lesers entwickeln. Der humorvolle Ton, die Slapstick-Einlagen, lassen einen
schmunzeln.
Das Buch ist absolut empfehlenswert für alle von Euch, die noch im
Coming-out stecken. Aber auch so einen wie mich, der den ganzen Trubel mit dem
Coming-out schon lange hinter sich hat, berührt dieser Roman. So sensibel,
poetisch und liebevoll habe ich noch nie eine Geschichte empfunden. Ok, ich
gerate jetzt ins Schwärmen. Fazit ist, dieses Buch ist ein
wunderschönes Leseerlebnis.
"Die Mitte der Welt" von Andreas Steinhöfel ist jetzt als
Taschenbuch im Fischer Taschenbuchverlag, Frankfurt/Main erschienen und kostet
18,90 DM