Buchbesprechungen
Die Adonisfalle von Holger Möllendorf
Thomas
Als Dieter Wildmeier, Spitzenfußballer des 1. FC Köln, tot
aufgefunden wird, ist anfangs nicht klar, ob es sich um einen Unfall oder um
Mord handelt. Merkwürdig ist nur die Todesursache: Der Tote hatte den Lauf
einer Pistole anal eingeführt und eine Kugel dann seine Eingeweide von
innen zerfetzt. Kurze Zeit später ist zwar klar, dass der Fußballer
sich nicht selbst (versehentlich) erschossen hat, aber weder
Tatverdächtiger noch Motiv sind auch nur ansatzweise bekannt.
Bei den schleppenden Ermittlungen erfährt Kommissar Nelles, dass
Wildmeier schwul gewesen sein soll und als Fußballer ein perfektes
Doppelleben geführt haben muss. Nelles bittet daraufhin seinen schwulen
Nachbarn Bert, sich in der Szene etwas nach Wildmeier umzuhören. Doch noch
bevor Bert etwas erfährt, geschieht schon der zweite Mord: In Hamburg wird
ein bekannter schwuler Modedesigner tot aufgefunden, offenbar beim Sex mit
einer Plastiktüte über dem Kopf erstickt.
In beiden Fällen hat der Täter bei seinen Opfern genetische
Fingerabdrücke hinterlassen, und so ist schnell eindeutig geklärt,
dass beide Männer von ein und demselben Mann getötet
wurden. Allerdings geht der Mörder sehr sorgfältig vor und
hinterlässt sonst keine Spuren. So muss erst noch ein schwuler Spitzenkoch
in München ermordet aufgefunden werden, bis sich die Indizien verdichten
und klar wird, was die Ermordeten gemeinsam hatten. Doch dieses Wissen stimmt
den Hauptkommissar nicht gerade froh, denn demnach stehen noch weitere schwule
Prominente auf der Liste des Mörders. Wer wird der Nächste sein?
Holger Möllenberg ist mit "Die Adonisfalle" ein kleines Meisterwerk
gelungen. Die Story ist intelligent aufgebaut und steigert bis zum Schluss noch
ihre Spannung. Besonderer Nervenkitzel ergibt sich für den Leser dadurch,
dass er den Mörder kennen lernt, ohne seine direkte Identität zu
kennen. Möllenberg erreicht dies dadurch, dass er die Story immer wieder
durch Einträge aus dem Tagebuch des Mörders unterbricht. So spielt
die klassische Frage "Wer ist der Mörder?" hier nur eine Nebenrolle. Die
Spannung in diesem Krimi ergibt sich vielmehr aus der Frage, ob es dem
Mörder gelingt, noch weitere Männer zu töten, bevor er gefasst
wird.
Darüber hinaus hat der Protagonist dieser Geschichte, Hauptkommissar
Jürgen Nelles, noch weitere Probleme zu lösen. Er weiß
nämlich nicht, wie er mit den aufkeimenden Gefühlen für seinen
schwulen Nachbarn umgehen soll. So kommt er schließlich an eine Stelle,
wo er sich entscheiden muss: Will er seine Freundin Anja heiraten oder ein
neues Leben mit Bert beginnen?
"Die Adonisfalle" ist ein durch und durch schwuler Krimi der
Spitzenklasse. Man merkt, dass der Autor Holger Möllendorf gründlich
für dieses Buch recherchiert hat. Wenn dann, wie in diesem Fall, auch noch
die sprachliche und erzählerische Leistung stimmt, kann man wahrlich nur
von uneingeschränktem Lesevergnügen sprechen.
Übrigens ist die Adonisfalle bereits der zweite Roman mit
Hauptkommissar Nelles. Den ersten Fall, in dem es um Morde während des
Kölner CSD geht erschien 1997 unter dem Titel Christopher Street Day.
Die Adonisfalle ist 2000 im Argument Verlag, Hamburg erschienen und kostet
17,80 DM.
Der erste Krimi von Holger Möllendorf, Christopher Street Day, ist im
KBV Verlag, Hamm erschienen und kostet 16,80 DM.